Hintergrund

Mit dem Programm „Dritte Orte“ hat das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW im Frühjahr 2019 einen Förderwettbewerb für Kultureinrichtungen ausgelobt. Die Gemeinde Schalksmühle hat sich mit dem Projekt „8Giebel“ erfolgreich daran beteiligt. Seit Anfang 2020 fließen Fördermittel, mit denen die ehemalige Kreuzkirche zu einem neuartigen Ort der Kultur und Begegnung entwickelt wird.

Da stehen wir
heute

Seit den 1960er Jahren prägte die Kreuzkirche mit ihrer markanten Dachform mit den acht Giebeln das Bild des Ortsteils Mathagen. Nun bereichert sie das Kulturleben in Schalksmühle. Denn die Gemeinde Schalksmühle hat das Gebäude übernommen und hier ist gemeinsam mit interessierten und engagierten Bürgerinnen und Bürgern und Partnern wie der Volkshochschule und der Musikschule Volmetal ein „Dritter Ort“ entstanden.

Kurz zusammengefasst steht dieser Begriff für Orte der Begegnung, Kultur und Bildung. Und vor allem für Orte, die für alle Interessierten offen sind und sie zum Mitmachen einladen. Eine Besonderheit des Projektes ist das große bürgerschaftliche Engagement, durch das es entwickelt und mitgetragen wird. Ermöglicht wird es außerdem durch Fördermittel aus dem Programm „Dritte Orte“ des NRW-Kulturministeriums. In einem Wettbewerb hat sich das Projekt 8Giebel durchgesetzt und erhält nun bis Ende 2023 Fördergelder, um zum neuen Begegnungs- und Kulturort zu werden.

Zunächst wurden dafür das ehemalige Kirchenschiff und das Gemeindezentrum als Veranstaltungsräume gut nutzbar gemacht. Zudem sind Seminarräume entstanden, die flexibel nutzbar sind. Nach und nach folgen weitere Baumaßnahmen, um auf Dauer einen neuen und zeitgemäßen Ort mit Wirkung für ganz Schalksmühle entstehen zu lassen.

Dritter Ort? Was ist das denn?
Christoph Tiemann weiß die Antwort…

So soll es werden

Unter den acht Giebeln der ehemaligen Kreuzkirche finden schon jetzt verschiedenste Veranstaltungen und Angebote statt. Beinahe täglich nutzt die VHS die Seminarräume für verschiedenste Kurse. Einmal wöchentlich findet der Offene Treff statt, bei dem sich Jung und Alt zum Plaudern bei Kaffee und Kuchen, zum Spielen, Lesen, Stricken oder anderen Handarbeiten zusammenfinden. Zeitgleich gibt es einen offenen Büchertausch.  

Zukünftig soll das Angebot aber stetig weiter ausgebaut werden. Das können Nachbarschaftstreffen, Bastelrunden oder Repair-Cafés sein. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Vor allem soll das 8Giebel aber zu einem lebendigen und gastlichen Ort werden, den man gerne „einfach so“ besucht. Auf ein Schwätzchen, oder auf einen guten Kaffee, bei dem man gemütlich die Zeitung lesen kann. Auch eine kleines Gastronomie-Angebot ist vorgesehen.

Hier ist künftig immer etwas los und Menschen aller Generationen treffen sich unter den acht Giebeln

So war es früher

Der Journalist Thomas Machatzke blickt auf seine persönliche Geschichte in und mit der Kreuzkirche zurück:

Meine Geschichte mit dem Gotteshaus am Mathagen, nur ein paar Hundert Meter von meinem Elternhaus entfernt, beginnt Mitte der 1980er Jahre. Die Kreuzkirche ist da, aber das weiß ich natürlich nicht zu diesem Zeitpunkt, nicht einmal volljährig. Ihre Volljährigkeit wird sie erst feiern, wenn ich bereits meine Konfirmation gefeiert habe, das ist im Mai 1985. Im Advent 1985 wird die Kirche ihren 18. Geburtstag begehen.

Der erste Advent 1967 ist der Sonntag der Einweihung gewesen. Frisch erbaut seinerzeit, noch ohne Glockenturm und zum Start auch noch ohne eigene Kirchenorgel. Ein Gotteshaus mitten im Wohngebiet auf dem Kopf. Einem Gebiet, in dem viele Protestanten zu Hause sind. Im Katechumenen- und später Konfirmanden-Unterricht im Gemeindezentrum, den ich besuche, kommt eine stattliche Zahl an Mädchen und Jungen zusammen. Und da gibt es im Dorf in der Erlöserkirche noch den zweiten Standort, der mindestens genauso gut aufgestellt ist.

Auch die Kindergruppen florieren in dieser Zeit. Nach meiner Konfirmation werde ich dort eine Art Gruppenhelfer-Funktion übernehmen – immer mittwochs. Die Resonanz ist so groß, dass die Gruppe geteilt wird. Es gibt einen gut besuchten Kindergottesdienst am Sonntag, und auch ein Extra-Angebot für die Katechumenen, die nach der Liturgie ihren Gottesdienst im Gruppenraum fortsetzen. Auch das habe ich eine Zeit lang mitgestalten dürfen.

 

Die Kirchengemeinde ist eine aktive, intakte, der Helferkreis ist groß. Gerne erinnere ich mich an die Konfirmandenfreizeiten im Haus Friede in Hattingen. Erst als Teilnehmer, später in diesem Helferkreis. An Ferienkinderfreizeiten, die von so vielen lieben, engagierten Menschen für die Jungen und Mädchen Kirchenschiff organisiert wurden.

 

Der Pastor in dieser Zeit heißt Wilfried König. Mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern und seinem Sohn wohnt er nebenan im Pfarrhaus, das ich von so manchem Treffen auch gut kenne. Die Erinnerung an diese Zeit ist eine schöne. Es ist ein Leben in einer christlichen Gemeinschaft, das viele schöne Stunden und Erlebnisse bereitgehalten hat. Prägend irgendwie.

 

In diesen 1980er Jahren findet auch die Spendensammlung für den neuen Glockenturm statt, der nun als Wahrzeichen neben dem Kirchenschiff stehenbleiben wird, aber es wird kein Glockengeläut mehr geben. Vier Glocken, vier Inschriften, eine aus jedem Evangelium. Was ist man stolz gewesen, als das Projekt erfolgreich umgesetzt war…

 

Die Zeit von Wilfried König als Pastor in der Kreuzkirche, sie dauert von 1975 bis 1999. Sein Vorgänger Ulrich Affeld blickt am Ende auf 14 Jahre als Pfarrer im Pfarrbezirk Kreuzkirche zurück, sieben dieser 14 Jahre, von 1967 bis 1974 im neuen Gotteshaus. Später wird Ulrich Affeld unweit der Kreuzkirche in einem Haus am Mathagen seinen Ruhestand genießen. Er bleibt seinem Pfarrbezirk bis zum Ende treu.

 

Im Jahr 2000 übernimmt Torsten Beckmann die Pfarrerstelle in der Kreuzkirche, zieht mit seiner Familie ins Pfarrhaus ein. Ab 2003 allerdings bereits offiziell in der neuen Kirchengemeinde Schalksmühle-Dahlerbrück. Bis zur Entwidmung am 21. März 2021 werden es 21 Jahre für Beckmann in der Kreuzkirche sein, doch die Zeiten wollen es so, dass die letzten Jahre davon bereits ein Kreuzkirchenleben auf Sparflamme mitbringen. Zentrum der neuen und inzwischen deutlich an Mitgliedern geschrumpften Kirchengemeinde ist die Erlöserkirche im Ortskern. Für die Kreuzkirche geht wie für die Christuskirche im Ortsteil Dahlerbrück die Zeit als Gotteshaus zu Ende. Wo früher drei Pfarrer in drei Kirchen wirken durften, kann sich die evangelische Kirche nun noch einen Pfarrer in einem Gotteshaus leisten.

 

Was bleibt, ist der Blick zurück auf knapp 54 Jahre Kreuzkirche. Für eine Kirche kein Alter, das darf man wohl feststellen. Die Orgel ist nach Litauen verkauft, Altar, Kreuz und Taufbecken sind abgebaut im Kirchenschiff, das ich immer als eines mit wohltuend wenig Prunk, als überaus bescheiden daherkommendes empfunden habe. Eine Kirche, in der ich mich auch nach meiner aktiven Zeit als Helfer in den verschiedenen Gruppen und zudem als die Gottesdienst-Besuche beruflich bedingt immer weniger geworden sind, immer zu Hause gefühlt habe. Jeder, der mit der Kreuzkirche zu tun hatte, hat seine eigenen Erinnerungen. Vielleicht auch an die vielen schönen Konzerte, die Bibelabende, Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten, die großen Gemeindefeste und die ganz ruhigen Stunden.

 

Es ist schön, dass dort nun ein Ort der Begegnung, der Bildung und der Kultur entsteht. Gewiss. Aber ein bisschen Wehmut wird doch bleiben. „Alles bleibt in dankbarer Erinnerung“, hat Torsten Beckmann beim Gottesdienst zur Entwidmung festgestellt. Es war der letzte Gottesdienst nach fast 54 Jahren. Diesem Satz ist nichts hinzuzufügen.